Lehrling des Monats

„Ich will wissen, wie was geht.“

Artur Rybak, 19, Lehre zum SHK-Anlagenmechaniker in Prenzlau

Artur Rybak ging nicht zufällig oder aus Not ins Handwerk, sondern mit Herz, Verstand, Hand und aus gutem Grund. Der 19-Jährige will möglichst vieles selbst bauen und reparieren können. Wer dem fast zwei Meter großen jungen Mann zuhört, merkt schnell: Es gibt sie noch – die „Traum“männer wie in Anzeigen gesucht. Nach der Schule entschied sich Artur bewusst gegen ein Studium oder einen Weg ins Büro. Er hat sich seinen Ausbildungsbetrieb gesucht und begann bei dem renommierten Prenzlauer Lehrbetrieb Adolf Siebeneicher KG seine Lehre zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. „Ich wollte etwas Handfestes machen, sehen, was ich fertigstelle“, sagt er.

Das erste Lehrjahr schloss er mit Bravour ab. Kürzlich überzeugte er noch einen Landsmann, ebenfalls dort eine Ausbildung zu beginnen. Artur spricht fünf Sprachen – Ukrainisch, Russisch, Polnisch, Englisch und Deutsch – und lernt gerade die sechste. Deutsch spricht er nach nur drei Jahren nahezu akzentfrei. Geboren in der Ukraine, kam er mit seinen Eltern, seiner Oma und seiner jüngeren Schwester vor drei Jahren nach Brandenburg. Während die Familie bald zurückkehrt, will Artur bleiben: „Hier, in der Uckermark, will ich leben.“ Seine Großmutter bleibt ebenfalls in Prenzlau. Artur wird sich kümmern. Er ist ehrgeizig, belesen, hilfsbereit. Nach Feierabend greift er zur Fachliteratur, fragt seine Gesellen und Meister nach den besten Lösungen. „Ich traue mir alles zu, wenn ich weiß, wie was geht“, sagt er. In der Berufsschule gilt er als Klassenbester, unterstützt Mitschüler – auch ukrainische – beim Lernen. Selbst Behördengänge übernimmt Artur für die Landsleute. Er kritisiert, dass viele von ihnen die wirklich vorhandenen Berufschancen im Handwerk nicht nutzen und lieber rumhängen.

Christian Tietz, geschäftsführender Gesellschafter der Adolf Siebeneicher KG, ist sichtlich stolz auf Artur. „Er ist sicherlich ein Glücksfall. So viel Motivation und Reife sieht man selten.“ Die Firma bildet seit ihrer Wiedergründung nach der Wende 1990 regelmäßig aus – bislang 41 Lehrlinge, aktuell sieben, darunter auch ein Mädchen im ersten Lehrjahr.

Das Unternehmen hat eine bewegte Geschichte: Nach der Enteignung in den 1970er-Jahren wurde es 1990 von Adolf Siebeneicher erneut als Handwerksbetrieb etabliert. Die Rückübertragung lief erfolgreich. Geschäftsführer Christian Tietz lernte in dem Familienbetrieb, den sein Vater vom Firmeneigner dann übernommen hat. Rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind beschäftigt – das Hauptarbeitsgebiet liegt in Berlin, Schwerpunkt Wärmeversorgung und Großanlagenbau.

Artur Rybak sieht hier seine Zukunft. Er will im Handwerk bleiben, sich weiterbilden, den vielleicht den Meister machen. Sein Chef nickt zuversichtlich. „Wenn er so bleibt, steht ihm alles offen – vom Meister bis zum eigenen Unternehmen.“ Dann schiebt Tietz schmunzelnd hinterher: „Nur eins: Seine Frau soll er sich bitte hier in der Uckermark suchen – nicht, dass er uns noch wegzieht.“

 

 

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