Möchten Sie einen Einblick in das Leben auf Malta gewinnen? Welche Arbeitstechniken haben die deutschen Lehrlinge erlernt? In welchem Beruf kann man ein berufliches Praktikum auf Malta absolvieren? Wie sind die Malteser? Wie sieht ein typischer Arbeitstag auf Malta aus?
Fünf Auszubildende aus ostbrandenburgischen Handwerksbetrieben und eine Auszubildende der Handwerkskammer Frankfurt (Oder) – Region Ostbrandenburg haben ein dreiwöchiges Auslandspraktikum in maltesischen Betrieben vom 24. Februar bis 16. März absolviert. Sie haben in dieser kurzen aber sehr intensiven Zeit einiges auf dem maltesischen Archipel erlebt. Der Aufenthalt auf Malta fing mit einem stürmischen Wetter und einer Überflutung an! Sie hatten am ersten Tag nicht den Eindruck gehabt, dass man das Praktikum in einem Land absolviert, wo andere Urlaub machen. Sie hatten in den ersten Tagen ein bisschen Pech mit dem Wetter, dafür fand in der zweiten Woche auf Malta und auf der Nachbarinsel Gozo der bekannte maltesische Karneval statt. Sie haben an verschiedenen Veranstaltungen, Konzerten und Karnevalumzügen teilgenommen. Die Jugendlichen haben nach der Rückkehr nach Deutschland einstimmig bestätigt, dass die Teilnahme an diesem Projekt ein Volltreffer war. Sie haben sich sprachlich erweitert, Land & Leute kennengelernt, Freundschaften geschlossen und vor allem in ausländischen Handwerksbetrieben arbeiten dürfen.
Arbeitsberichte der Lehrlinge
Robert Rudolf
Ich entschied mich 2018 – mit 30 Jahren – dazu, nochmal eine Ausbildung als Tischler in der Tischlerei Streidt in Strausberg zu beginnen. Im Dezember 2018 fragte mich mein ausbildender Meister, ob ich Interesse an einem Auslandspraktikum auf Malta habe. Ich freute mich über das Angebot und flog Ende Februar 2019 nach Malta.
Aufgrund einer Verspätung konnten wir uns in der Gruppe der Auszubildenden am Flughafen besser kennenlernen. Als wir schließlich auf Malta landeten wartete unser Betreuer George auf uns und brachte uns zur Unterkunft. Am nächsten Tag ging es bereits in unsere Gastbetriebe – ich hätte den Tag gerne noch genutzt mich mit der Umgebung vertraut zu machen, ein Busticket und Lebensmittel zu kaufen. So machten wir uns – in Begleitung von George – per Bus auf den Weg zu unserem Praktikumsbetrieb „Domestica Ltd“. Um neun Uhr begann der erste Praktikumstag mit der Begrüßung durch Chris, dem Verantwortlichen des Betriebs.
Nach der kurzen Vorstellung ging es auch gleich mit der Arbeit los. Florian, der auch im Betrieb eingeteilt war, und ich wurden mit verschiedenen und abwechslungsreichen Aufgaben betraut. Im Vorfeld hatte ich die Befürchtung, dass wir als Praktikanten ausschließlich die Werkstatt sauber halten oder sonstige Hilfstätigkeiten aufgetragen bekommen. Diese Befürchtung stellte sich glücklicherweise als unbegründet heraus. Hauptsächlich verrichteten wir Montagearbeiten, die wir nach kurzer Einweisung eigenverantwortlich ausgeführten. Ich durfte aber auch zwei Tage auf einer Baustelle Türzargen schleifen, spachteln und streichen. Da bei „Domestica Ltd“ alles produziert wird, was das Tischlerhandwerk ausmacht, war die Arbeit sehr abwechslungsreich und ich konnte – da ich erst im ersten Lehrjahr bin – auch viele Arbeiten ausführen, die ich bisher nicht verrichtet habe, wie das Verlegen von Laminatböden, das Anbringen von Sockelleisten und das Ziehen von Acrylfugen.
Das Arbeitsklima war sehr gelassen und entspannt. Die Kollegen waren alle sehr freundlich, hilfsbereit und immer für einen Spaß zu haben. Die Verständigung erfolgte auf Englisch. Da Englisch eine der Amtssprachen auf Malta ist, konnten viele Kollegen auch gutes Englisch sprechen. Der maltesische Dialekt hat aber auch einige Tücken. Unsere Arbeitszeit war von sieben bis 15 Uhr.
Unsere Wochenenden verbrachten wir mit Ausflügen, z.B. nach Mdina, der ehemaligen Hauptstadt Maltas oder zur Golden Bay. Während unseres Aufenthalts war Karneval, den wir auf Gozo, der zweitgrößten Insel der Republik Malta, und in Valletta feierten. Malta kam mir vor, wie eine große Stadt. Die Übergänge zwischen den einzelnen Städten, insbesondere um Valletta sind sehr fließend. Landschaft habe ich nur selten gesehen, dafür mehr Baustellen, in denen weiteres Stadtflair aufgebaut wird. Meines Erachtens nach ähneln sich einige Orte untereinander sehr. Der Baustil und die engen Gassen sehen sich manchmal zum Verwechseln ähnlich. Die engen Straßen sind zu den Hauptverkehrszeiten gut befüllt und verlangen viel Geduld im Straßenverkehr.
Mein Englisch war vor dem Praktikum, aufgrund fehlender Anwendung, etwas eingestaubt. Durch die regelmäßige Nutzung bin ich aber wieder relativ sicher im Gebrauch der englischen Sprache geworden. Ob sich mein Englisch dadurch verbessert hat. kann ich nicht beurteilen. Das Praktikum war aber eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Es war kein perfekter Aufenthalt, aber es war ja auch kein Urlaub. Ich konnte neue Arbeitsweisen kennenlernen, die eine gewisse Gelassenheit mit sich bringen. Ich durfte neue Leute kennenlernen, mit denen es viel Spaß machte zu arbeiten oder auch um die Häuser zu ziehen. Die Malteser sind überwiegend freundlich und hilfsbereit. Auch die Insel hat viele schöne Ecken, die es zu erkunden gilt. Wer sich gut in andere Mentalitäten hereinversetzen, diese akzeptieren und vielleicht sogar annehmen kann, für den ist auch ein Praktikum auf Malta empfehlenswert.
Florian Schneider
Auslandspraktikum Malta – interessant, vielseitig, lehrreich
Sonntag 24. Februar 2019 – das Praktikum beginnt. Abgesehen von einem kurzen Treffen in der Handwerkskammer kannten wir Teilnehmer uns noch nicht. Am Flughafen stellte sich dann schnell raus, es passt. Glück hatten wir auch, dass wir auf Malta landen konnten. Mit drei Stunden Verspätung – ausgelöst durch „den schlimmsten Sturm seit Jahrzehnten“, wie ihn die Malteser nannten – kamen wir auf der Mittelmeerinsel an und wurden von unseren Betreuern in die Wohngemeinschaft gebracht.
Am nächsten Morgen brachen wir um sechs Uhr zu unseren Gastbetrieben auf. Kurz nach halb sieben kam unser Bus – man sollte sich aber nicht auf die Fahrpläne verlassen und lieber ein paar Minuten früher an der Haltestelle warten. Wir waren zu zweit in der Firma Domestica Ltd für das dreiwöchige Praktikum eingeteilt. Nach einem kurzen Kennenlernen starteten wir mit der Arbeit: Zuerst hobelten wir Leisten für Rahmen auf Maß, danach lieferten wir Fenster und Türen aus und montierten Bürotische.
Ein normaler Arbeitstag ging für uns um sieben Uhr in der Firma los und endete gegen halb vier am Nachmittag. In den drei Wochen war ich die meiste Zeit in der Werkstatt und erledigte unterschiedliche Aufgaben, wie den Zuschnitt und Schliff von Platten für Schränke sowie das Anleimen von Kanten. Ich fräste Teile für Schubkästen und verleimte sie im Anschluss, ich baute Schränke zusammen und montierte Schubkästen. Zusätzlich verbrachte ich anderthalb Tage damit, Stühlen und Liegen zu streichen. In meinem Betrieb in Deutschland stelle ich hauptsächlich Fenster und Türen her, daher freute ich mich auf die Abwechslung.
Mit den maltesischen Kollegen wurde es nie langweilig. Wir verstanden uns super. Die Arbeit war im Vergleich mit Deutschland ziemlich entspannt, was vielleicht auch daran lag, dass viel mehr per Hand gemacht wird. Nicht wie bei uns mit der vielen Technik, wo die Stücke wie am Fließband produziert werden. Was mich überrascht hat, war, dass mir ab und zu gesagt wurde “slow down“ – mach in Ruhe. Auch das Arbeitstempo unterscheidet sich zu Deutschland. Dadurch konnte ich mich aber auch mit den Kollegen über Malta, Deutschland und die Arbeit unterhalten und eine andere Kultur erleben. Ich merkte sofort, dass die Malteser eine sehr fröhliche und hilfsbereite Art haben, was zu einem super Arbeitsklima führte.
Nach Feierabend und an den Wochenenden erkundeten wir Malta. Die Klippen auf Gozo waren die lange Busfahrt und Wanderung wert, belohnt wurden wir mit einer super Aussicht. Ebenfalls beeindruckt hat uns die Altstadt Mdina oder die Zitadelle auf Gozo. Während unseres Aufenthaltes feierten die Maltesen Karneval und zogen mit Umzügen durch Valletta und Umgebung. Auf Gozo gab es eine große Party, die Menschen aus der ganzen Welt anzog.
Ich kann jedem nur empfehlen, ein Auslandspraktikum zu machen. Ich habe nicht nur neue Arbeitstechniken kennengelernt, sondern auch neue Freundschaften geschlossen und die Kultur und das Leben in einem anderen Land erfahren. Wenn es sich ergibt, würde ich gerne wieder an einem Auslandspraktikum teilnehmen.
Anne-Marie Naujock
Auslandspraktikum auf Malta – eine Chance die man nutzen sollte
Am Anfang war es etwas befremdlich, allein in einem anderen Land, mit fünf „Fremden“, der Angst die Sprache nicht zu beherrschen oder sich den Gegebenheiten nicht anpassen zu können. Aber diese Angst war schon am Flughafen wortwörtlich „verflogen“.
Am 24. März 2019 trafen sich die Auslandpraktikanten am Berliner Flughafen und stellten schnell fest, dass wir ähnliche Interessen haben und gut zueinanderpassten.
Am ersten Morgen auf Malta wurden wir – Justin und Ich – von George, unserem Ansprechpartner vor Ort, um abgeholt und zu unserem Gastunternehmen gebracht. Ich hatte ein komisches Gefühl, dass ich gleich den ganzen Tag, allein, auf Englisch bewältigen muss. Schnell stellte sich aber heraus, dass diese Angst unbegründet war. Meine Arbeitskollegen vor Ort waren sehr freundlich und hilfsbereit, außerdem hatten sie viel Geduld, wenn die Verständigung doch mal schwieriger war. Sie versuchten mich, so gut, wie es ging, in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Am Dienstag begann dann unser eigentlicher Arbeitsalltag. Wir sollen um neun Uhr auf der Arbeit sein. Das klingt tatsächlich einfacher, als es ist. Denn Busfahren auf Malta ist gar nicht so leicht: Natürlich kann man auf den Plan gucken und pünktlich fünf Minuten vorher an der Haltestelle warten, das heißt aber noch lange nicht, dass der Bus innerhalb der nächsten halben Stunde kommt. Und so kam es einige Male vor, dass wir bis zu anderthalb Stunden auf unseren Bus warten mussten.
Auf der Arbeit nahmen die Kollegen das eher gelassen. Sie kannten die Probleme mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nur zu gut. Die Arbeit in der Cassar Camilleri machte mir sehr viel Spaß. Meine Aufgaben waren abwechslungsreich, Langeweile gab es also nicht. Ob es das Ordnen von Heftern war, das Erstellen und Vergleichen von Exceltabellen oder das Durchführen einer Inventur, es gab immer etwas zu tun.
Auch das Leben in unserer WG klappte besser als erwartet und wir unternahmen viel Miteinander. An unserem ersten Wochenende auf Malta, hatten wir die Möglichkeit den maltesischen Karneval mitzuerleben. Ob auf Gozo oder in Valetta, alle Straßen waren geschmückt und Menschenmassen wanderten durch die Städte. Wer die Chance hat, ein Auslandspraktikum zu machen, der sollte diese Chance nutzen. Man lernt viele neue Leute kennen, neue Arbeitsmethoden und man verbessert seine Sprachkenntnisse enorm.
Justin Aerts
Das Praktikum auf Malta hat mich in vielerlei Hinsicht vorangebracht. Das Arbeitsleben bot mir viele neue, spannende und interessante Eindrücke. Anfangs musste ich mich darauf einstellen, dass das Arbeitsklima, ähnlich wie auch die Lebensmentalität, grundsätzlich anders ist. Anders als in Deutschland legt man auf Malta nach einer erledigten Aufgabe gern eine Pause ein. Diese nutzte ich meist dazu, um mich von den Kollegen über das Leben auf Malta aufklären zu lassen und nach Tipps für Ausflüge zu fragen.
Ich fühlte mich in meinem Gastbetrieb direkt willkommen und wurde warmherzig empfangen. Die fröhliche und höfliche Art der Malteser begeisterte mich sehr. Als ich an meinem ersten Arbeitstag im Bus saß, dachte ich etwas im Gesicht zu haben, weil ich es nicht gewohnt war, dass fremde Menschen jemanden völlig grundlos anlächeln. Dieses Gefühl legte sich jedoch rasch und wandelte sich in ein Gefühl absoluter Positivität um. Auch einen Monat nach dem Praktikum profitiere ich noch von den gesammelten Eindrücken auf Malta und versuche stets eine positive Einstellung zum Leben zu haben.
Rückblickend hätte ich mir erhofft, meine Englisch-Kenntnisse noch stärker zu verbessern, was aufgrund des niedrigen sprachlichen Niveaus meiner Arbeitskollegen nicht in dem Maß möglich war. Dennoch habe ich gemerkt, wie ich mich am Ende der drei Wochen viel freier und flüssiger auf Englisch verständigen konnte als anfangs. Abschließend ist festzuhalten, dass ich ein Auslandspraktikum nur weiterempfehlen kann und jederzeit selbst gern wieder machen würde.
Mateusz Krzyzanowski